Lehren und Lernen mit Videos

Lehren und Lernen mit Videos

In den letzten Jahren hat YouTube als zweitgrößte Suchmaschine der Welt ganz klar die Gesellschaft verändert. Auf Spieleverpackungen aufgedruckte QR-Codes verweisen auf Videoanleitungen, Kinder und Jugendliche haben Kanalbetreiber als Vorbilder, Erwachsene schauen weniger fern, dafür streamen sie mehr.

Videos schauen, aber wo?

Zwei große Plattformen sind hier zu nennen: YouTube und Vimeo. Bei beiden gelingt eine Registrierung in unter einer Minute und beide bieten Werbefreie Premiummitgliedschaften an, worin unterscheiden sie sich? Die Google-Tochter YouTube will jeder Person den Zugang gewähren. Alle sollen Videos hochladen und anschauen können. Mit einem eigenen Kanal ist dies einfach möglich. Möchte man nur passiv konsumieren, bietet sich die Erstellung eines Accounts ebenso an. Damit ist es möglich, Playlists zu erstellen, zu kommentieren und zu liken. YouTube ist klar für alle – es gibt alles und jeder darf alles. Dem entgegen steht die professionellere und aufwendigere Landschaft von Vimeo. Musikvideos, Kurzfilme und Dokumentationen sind hier eher zu finden, als Klatsch, Tratsch und Erklärvideos.

  • YouTube: viel, alles, für jeden, bindge-watching, lustig
  • Vimeo: weniger ist mehr, professionell, künstlerisch

Bei beiden Plattformen findet sich viel Inspiration für Eigenes. Ob für die Schule, die Lehre an Universitäten oder für Unternehmen – Videoplattformen bieten oft schnelle Lösungen. Neben Kochrezepten, Tutorials oder Musik gibt es auch vermehrt News oder Videomaterial, dass während Aufzeichnungen von Podcasts aufgenommen wurde.

Video(s) erstellen und veröffentlichen

Klar bietet YouTube durch die Masse große Vorteile. Hier ist es leicht, eigene Inhalte schnell zu veröffentlichen. Ganz nebenbei sind viele bereits mit YouTube vertraut oder sogar registriert. Diese Plattform bietet sich auch an, da ein Einbetten von Videos in Websites einfach möglich ist, bei Social-Media-Posts wird eine Videovorschau oft angeboten. Ein eigener Kanal lässt den Upload von eigenen Videos zu, es kann sogar noch ein Untertitel hinzugefügt werden. Auf Englisch funktioniert die automatische Erzeugung von Untertiteln bereits hervorragend, auf deutsch klappt das nur mit klarer Sprache. Dem Video werden ein Titel und eine Beschreibung gegeben, die Vergabe von Tags ist ratsam, wenn das Video anhand von Stichwörtern später gefunden werden soll. Nach Abschluss des Upload-Vorganges kann das Video direkt veröffentlicht werden. User mit und ohne Account können das Video sehen. Ebenso ist es möglich, das Video nur unter einem gewissen Link zur Verfügung zu stellen. Nur jener Personenkreis, der den Link hat, kann das Video ansehen. Privat kann das Video auch geschalten werden, so taucht das Video nur für den Uploader auf.

  • Öffentlich: Alle Personen können das Video sehen, was empfehlenswert ist, wenn die breite Masse das Video sehen soll.
  • Link: Nur Personen mit dem Link können das Video sehen. Das bietet den Vorteil, dass Videos nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich gemacht werden. Dieser Link kann auch in Websites eingebettet werden, damit nur Nutzerinnen und Nutzer der Website das Video sehen, über YouTube selbst ist es aber nicht einsehbar.
  • Privat: Nur der Uploader selbst kann das Video sehen. Für Präsentationen oder private Inhalte kann diese Variante gewählt werden. YouTube bietet damit einen kostenlosen online-Speicher für Videos.

Während der Aufnahme

Ruhige Hände und eine gute Ausleuchtung sind unerlässlich. Für den Ton muss auf eine ruhige Umgebung geachtet oder auf Ansteckmikrofone zurückgegriffen werden. Für Aufnahmen im Außenbereich sollte auf Wind geachtet werden – dieser kann viele Störgeräusche erzeugen.

Hardware für die Videoerstellung

Vorerst sollte zwischen Kamera und Screencast unterschieden werden. Während Umgebung oder Personen eher gefilmt werden ist ein Screencast eine Lösung für alles, was auf dem Bildschirm passiert – dazu gibt es schon einen eigenen Beitrag.

Neben der Kamera sollte auch der Ton von hoher Qualität sein, falls gesprochen wird. Anwendungsfälle könnten Interviews, Diskussionsrunden oder auch das Vorzeigen von Übungen im Sportunterricht sein. Da Smartphones eigentlich immer vorhanden sind, kann in den meisten Fällen auf eine Kamera verzichtet werden. Für den richtigen Ton gibt es eine Auswahl an Mikrofonen, die direkt mit dem Smartphone verbunden werden können. Sollte ein externes Aufnahmegerät den Ton liefern, muss dieser in der Nachbearbeitung synchronisiert werden.

Einfaches Setup:

  • Smartphone mit externem Mikrofon
  • Halterung für das Smartphone

Eine Steadycam oder ein Smartphone-Gimbal macht es möglich, ein ruhiges Video zu erzeugen. Bewegungen werden ausgeglichen und ein Schwenken oder Zoomen ist leichter möglich.


Zhiyun Gimabl (Amazon)

Die Firma Rode bietet für Smartphones spezielle Mikrofone an, die direkt in die Kopfhörerbuchse gesteckt werden. Hat das Smartphone keine, muss ein Adapter dafür extra gekauft werden.


Rode Video-Mic (Amazon)


Rode Ansteckmikrofon (Amazon)

Postproduktion - Schnitt

Nach der Produktion des Videos erfolgt in vielen Fällen der Schnitt. Es werden unpassende Szenen herausgenommen und Anfang und Ende angepasst. Für letzteres eignet sich oft die Foto-App des Smartphones. Weitere Schnittvorgänge sind meist in zusätzlichen Apps möglich. Für Android und iOS gibt es Adobe Premiere Rush - Video Editor, wer nur unter iOS schneidet kann auf iMovie zurückgreifen.


Adobe Premiere


Adobe Primiere


iMovie

eLecture - Aufzeichnung (Virtuelle PH)

Ich habe zu diesem Thema an der Virtuellen PH eine Online-Fortbildung abgehalten. Die Aufzeichnung kann direkt dort kostenlos angesehen werden: VPH-VID

Nicht nur in der Lehre: Wissenstransfer durch Screencasts

Nicht nur in der Lehre: Wissenstransfer durch Screencasts

Egal ob in der Lehre oder in einem Unternehmen: Erklärvideos sagen mehr als tausend Screenshots. Lange Anleitungen zum Lesen gehören oft der Vergangenheit an. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Wissen durch Bildschirmvideos zu vermitteln, anderen zu helfen oder unterstützend zu wirken.

Was ist ein Screencast?

Ein Screencast ist eine Aufzeichnung des Bildschirms, die Interaktionen am PC, Tablet oder Smartphone aufzeichnet und als Videodatei speichert. Jede Mauszeigerbewegung oder das Öffnen und Verwenden von Programmen wird mitgeschnitten. Während der Erstellung des Screencasts wird oft direkt mitgesprochen. In vielen Fällen ist ein einfaches Mikrofon ausreichend. Am Ende wird damit ein Video generiert, das im Idealfall die Interaktion gut darstellt und von Audiokommentaren unterstützt wird.

Screencasts bringen schnell und einfach Wissen von A nach B. Ein fünfminütiges Video kann Inhalte mehrerer Seiten vermitteln. Lernende erhalten so schnell, einfach und anschaulich Informationen. Neben dem Erklären von Software oder der Handhabung von diversen Programmen können Screencasts auch zur Präsentation verwendet werden. Um mehr Authentizität zu erreichen, kann das eigene Bild eingeblendet werden. Ähnlich wie in einem Webinar oder einer eLecture erhalten die Videos damit eine persönliche Note.

Die Erstellung von Bildschirmvideos

Jedes Betriebssystem hat hier eigene Möglichkeiten. So kann unter Windows mit dem Shortcut Win+G die Spieleleiste eingeblendet werden. Damit gelingen einfache Bildschirmaufnahmen mit Ton. Unter MacOS kann der systemintegrierte QuickTimePlayer verwendet werden. Hier kann sogar die Größe des aufzunehmenden Bereichs definiert werden. Auf iOS Geräten, wie dem iPhone oder dem iPad, kann seit der Version 11 der Bildschirm direkt mit Boardmitteln aufgezeichnet werden. Bei Android-Geräten muss auf externe Apps zurückgegriffen werden. Sofern die installierte Version 4.4 übersteigt, kann der AZ Screen Recorder verwendet werden. Bei allen beschriebenen Lösungen gibt es die Möglichkeit, das interne Mikrofon des Gerätes zu verwenden, um bei den Aufnahmen mitzusprechen.

Um ein informatives Lehrvideo zu gestalten, ist eine ausreichende Planung Voraussetzung. Manche arbeiten mit Skripten, die während des Videos oder in der Nachbearbeitung vorgelesen werden. Für kleine Videoprojekte reicht nach etwas Übung oft ein Zettel mit Notizen.

Neben dem Gerät, das gewissermaßen als Host dient, ist ein externes Mikrofon von Vorteil. Interne haben oft ein hohes Grundrauschen oder verzerren die Stimme. Ebenso sind Hintergrundgeräusche aus allen Richtungen Störfaktoren. Einfache Podcast-Mikrofone sind für die Aufnahme völlig ausreichend. Sie werden meistens direkt via USB angeschlossen und vom System erkannt. Bei Computern/Laptops und auch bei iPads (Apple) ist dies problemlos möglich.

Wer keine systemeigene Software zur Verfügung hat, kann auf kostenlose Tools, wie Screencast o Matic zurückgreifen. Damit können bis zu 15 Minuten kostenlos aufgenommen und teilweise nachbearbeitet werden. Eine gleichzeitige Aufnahme des Bildschirms und des Webcam-Bildes ist möglich. Nach Export der Videodatei erscheint in der kostenlosen Variante ein Wasserzeichen unten im Bild. Eine professionelle Lösung bietet TechSmith mit der Software Camtasia. Hiermit können Bildschirmvideos und die eigene Webcam ebenso gleichzeitig aufgenommen werden. Zusätzlich gibt es eine vollständige Videobearbeitungssoftware. Diese ist auf Screencasts ausgelegt. 

Je nachdem, ob es für notwendig befunden wird, können die Aufnahmen nachbearbeitet werden. In manchen Fällen genügt eine kostenlose Videoschnittsoftware. Jedoch ist hier zu bedenken, dass der Markt sehr klein ist. Kostenpflichtige Programme bieten hier einen hohen Mehrwert. In vielen Fällen gibt es Videoeffekte, Titel, Einblendungen oder Audio-Bearbeitungswerkzeuge. Das Entfernen von Hintergrundgeräuschen oder das Anpassen der Audiolautstärke sollten Standardfunktionen sein. Bei der Nachbearbeitung können längere Sprechpausen, falsche Sätze oder auch „ähms“ und Versprecher herausgeschnitten werden.

Wohin mit dem Video, wenn es fertig ist?

Das firmeneigene Intranet bietet sich an, wenn die Inhalte sensibel sind oder die Gemeinschaft keinen Nutzen daraus ziehen kann. Für Erklärungen zu allgemeinen Themen werden oft Cloud-Speicherdienste, wie One-Drive, Google-Drive oder YouTube genutzt. Insbesondere YouTube bietet eine praktische und kostenlose Möglichkeit, Videos zu veröffentlichen. Zusätzlicher Text, Informationen oder weiterführende Links kommen hierbei in die Videobeschreibung. So wird nicht die Videodatei, sondern nur ein Link mit der Zielgruppe geteilt.

Resümee

Screencasts bieten schnelle Abhilfe bei komplizierten Sachverhalten. Anschaulich und einfach können auch abstrakte Arbeitsschritte dargestellt werden. Ein begleitender Audiokommentar ergänzt Erklärungen und das eigene Webcam-Bild kann das Video authentischer erscheinen lassen. Nach der Planung wird das Video aufgezeichnet. Für die begleitenden Audioaufnahmen empfiehlt sich ein externes Mikrofon. Vorinstallierte Standardsoftware ist für die Aufzeichnung empfehlenswert. Wenn öfters Screencasts aufgezeichnet werden, liegt es nahe, eine Videoschnittsoftware zu verwenden. In der Post-Produktion können so einfache Fehler ausgeglichen werden

eLecture an der Virtuellen PH

Ich habe zu Thema Lernvideos und Screencasts an der Virtuellen PH eine Online-Fortbildung abgehalten. Die Aufzeichnung kann direkt dort kostenlos angesehen werden: VPH-VID

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